Vitiligo-Patienten probieren im Durchschnitt 6 verschiedene Behandlungen aus – nun gibt es vielversprechende Therapieoptionen.
Vitiligo behandeln
Unabhängig davon, ob Du Begleiterkrankungen hast oder nicht, kann Deine Vitiligo sehr belastend sein. Wie stark die Lebensqualität durch die Vitiligo beeinträchtigt ist, hängt unter anderem vom Ausmaß der Veränderungen ab und davon, welche Körperbereiche betroffen sind. Bei einem Befall der sichtbaren Bereiche des Körpers wie dem Gesicht oder den Händen, ist die psychische Belastung meist besonders hoch. Viele Patienten mit Vitiligo, die sich eine Repigmentierung wünschen, sind zu wenig darüber aufgeklärt, dass es mittlerweile innovative Therapiemöglichkeiten gibt. Oft bleibt der Zugang zu Behandlungsmöglichkeiten ungenutzt – vielleicht aus Unsicherheit, mangelnder Information oder weil der Mut fehlt, sich ärztlichen Rat zu holen. Dies mag auch daran liegen, dass eine Therapie die explizit für die nichtsegmentale Vitiligo zugelassen ist, lange Zeit gefehlt hat.
In den vergangenen Jahren wurde jedoch intensiv geforscht, und es stehen nun neue Optionen zur Verfügung, die Vitiligo-Betroffenen helfen können.
Therapieziele
Keine Therapie ohne Strategie: Zu Beginn einer Behandlung solltest Du wissen, welche Ziele mit der Therapie erreicht werden sollen. Bei einer Vitiligo verfolgt eine wirksame Behandlungsstrategie drei Ziele:Den Entzündungsprozess stoppen
... und damit die Zerstörung der Melanozyten zu stoppen
Die Neubildung der Melanozyten anzuregen
... und damit die Rückkehr des natürlichen Hauttons zu ermöglichen (Repigmentierung)
Die erreichte Repigmentierung aufrechtzuerhalten
Die gewählte Therapie sollte darüber hinaus so wenig Nebenwirkungen wie möglich haben. Welche Therapieoptionen für Dich am besten geeignet sind, weiß ein Dermatologe, der sich idealerweise mit Vitiligo gut auskennt. Vereinbare einen Termin, um mit einem Dermatologen gemeinsam über geeignete Therapiemöglichkeiten für Dich zu sprechen.
Neuere Vitiligo-Forschung
Die Vitiligo ist derzeit nicht heilbar, aber gut behandelbar. Durch intensive Erforschung des zugrunde liegenden Autoimmunmechanismus mit seinem Entzündungsgeschehen, wurden Möglichkeiten entdeckt, die Krankheit gezielt zu behandeln. Der so genannte JAK 1/JAK 2-Inhibitor (in topischer Form) greift direkt in die Autoimmunerkrankung ein. Durch die Hemmung der Enzyme Januskinase (JAK) 1 und 2, die entscheidend an der Entstehung des chronischen Entzündungsprozesses beteiligt sind, werden die fehlgeleiteten Immunzellen daran gehindert, weiterhin Melanozyten zu zerstören.
Therapie- Überblick
Januskinase-Inhibitoren
Januskinase-Inhibitoren sind Wirkstoffe, die das Immunsystem beeinflussen und den Entzündungskreislauf der Vitiligo unterbrechen. In der Vitiligo-Therapie kommen die Januskinase-Inhibitoren 1 und 2 (JAK1 und JAK 2) in topischer Form als Creme zum Einsatz. Die Therapie ist für die nichtsegmentale Vitiligo mit Gesichtsbeteiligung ab 12 Jahren gedacht. In den klinischen Studien zur topischen Anwendung des Januskinase-Inhibitors bei nichtsegmentaler Vitiligo führte der Wirkstoff zu einer Verbesserung der Repigmentierung und des Hautbildes. In den Studien kam es bei etwa 6 % der Teilnehmer zu einer Akne am Anwendungsort der Creme.
Calcineurin-Inhibitoren
Calcineurin-Inhibitoren sind Medikamente, die das Protein Calcineurin hemmen. Calcineurin-Inhibitoren unterdrücken das Immunsystem und wirken entzündungshemmend. Sie erzielen bei äußerlicher Anwendung im Gesichts- und Halsbereich eine gute Wirkung und können auch zur Erhaltungstherapie bei bereits erreichter Repigmentierung eingesetzt werden. Nebenwirkungen dieser Medikamente sind Brennen, Juckreiz und Rötung der behandelten Hautareale. Calcineurin-Inhibitoren sollten wie Kortikosteroide nur bei begrenztem Befall von maximal 3 % der Körperoberfläche eingesetzt werden.
Lichttherapie / Phototherapie
Bei einer größeren Ausdehnung der Vitiligo kann die betroffene Haut mit UV-Licht behandelt werden. Die gezielte Bestrahlung soll die Neubildung von Pigmentzellen anregen. Besonders wirksam ist die Therapie im Gesicht und auf dem Oberkörper. Je nach Fortschritt muss die Therapie mehrmals wöchentlich über einen Zeitraum zwischen 6 und 12 Monaten eingesetzt werden, teilweise in Kombination mit weiteren Medikamenten.
Kortikosteroide
Kortikosteroide hemmen Entzündungsreaktionen und können sowohl äußerlich (topisch) in Form von Cremen als auch innerlich (systemisch) in Form von Tabletten verabreicht werden. Die aktuelle S1-Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Vitiligo“ empfiehlt eine Verwendung von topischen Kortikosteroiden bis zu einer betroffenen Körperoberfläche von 3 %. Die systemische Gabe von Kortison kann eine rasch fortschreitende Vitiligo stabilisieren und zu einer Repigmentierung führen. Während der Behandlung treten bei vielen Patienten Nebenwirkungen auf, insbesondere bei einer systemischen Therapie. Typische Nebenwirkungen sind Gewichtszunahme, übermäßiger Haarwuchs, Schlaflosigkeit, Stimmungsschwankungen, Akne und Menstruationsstörungen. Äußerlich angewendet, kann Kortison zu einer Verdünnung der Haut und zu erweiterten Äderchen führen. Aufgrund der unerwünschten Wirkungen ist der Einsatz von Kortikosteroiden je nach Medikament zeitlich limitiert.
Lasertherapie
Bei der Lasertherapie produziert ein sogenannter Excimer-Laser UVB Licht in einer ganz speziellen Wellenlänge von 308 nm. Der Laser wird direkt auf die Vitiligoherde ausgerichtet und soll wie die Lichttherapie das Wachstum und die Reifung von Melanozyten fördern. Je nach Ausgangssituation und Therapiefortschritt kann auch eine Lasertherapie zeitaufwändig sein, bis neue Melanozyten in das Hautareal einwandern können.